2009 richtete die Stiftung Forschungsbeiträge von insgesamt Fr. 634 000.00 an 17 Projekte aus. Bund und Interpharma stellten der Stiftung zu gleichen Teilen insgesamt Fr. 778 000.00 zur Verfügung. Der Stiftungsrat konnte 3 neue Projekte genehmigen und von 6 Projektabschlüssen Kenntnis nehmen. 18 Beitragsgesuche wies er ab. In den 3R-Info-Bulletins 39 – 41, die an rund 1000 Interessierte gingen, wurden die Ergebnisse von drei abgeschlossenen Projekten präsentiert. Das Internet-Lernprogramm 3R-Training, das die Stiftung seit 2005 für die persönliche fachliche Weiterbildung zur Verfügung stellte, wurde aus technischen und finanziellen Gründen, und weil es nicht wie erhofft genutzt wurde, eingestellt. Für die Zukunft beschloss der Stiftungsrat, eine Vernetzung mit weiteren Institutionen und Organisationen anzustreben, um bei der Verbreitung des 3R-Gedankens weitere Forschritte zu erzielen.
3R steht für Replace, Reduce, Refine animal experimentation. Das Konzept der 3R umfasst die Grundsätze, welche im Zusammenhang mit Tierversuchen wegleitend sein müssen: Gibt es für eine Fragestellung eine Methode ohne Tiere, so ist ohne Tierversuch zu verfahren. Ist ein Tierversuch notwendig und unerlässlich im Sinne der Tierschutzgesetzgebung, so ist die Zahl der Tiere möglichst klein zu halten. Das dritte Gebot fordert, dass Tiere im Versuch möglichst wenig belastet werden. Die Stiftung Forschung 3R unterstützt Forschungsprojekte mit einem Projektziel, das im Sinne eines 3R-Grundsatzes eine Verbesserung gegenüber der heutigen Tierversuchspraxis verspricht.
Über die gesamten Aktivitäten informiert die Stiftung ausgiebig im Internet unter www.forschung3r.ch.
An 11 laufende Projekte und zum Abschluss von 6 Projekten wurden im Jahre 2009 Forschungsbeiträge von insgesamt Fr. 634 308.20 ausgerichtet.
3 neue Projekte wurden im Jahre 2009 genehmigt und daran Forschungsbeiträge von Fr. 578 500.00 zugesichert. Die Projekte sind im Projektverzeichnis im Internet (www.forschung3r.ch/de/projects/index.html) einlässlich beschrieben.
Entwicklung eines in vitro Tumor-Modells mit menschlichen Zellen als Ersatz zu Tierversuchen (115/09) Dr. Olivier Preynat, Faculté de Médécine, Genève. Ein aus humanen Stammzellen rekonstruiertes gehirn-ähnliches Gewebe (Engineered Neural Tissue = ENT) soll mit einem glioblastom-ähnlichen Tumorgewebe (Engineered Glial Tumours= EGT) kombiniert werden. Daraus würde ein in vitro Modell entstehen, mit welchem die Interaktionen zwischen humanen Hirn- und Tumorzellen in vitro untersucht und potentielle, organspezifische Zytostatika geprüft werden könnten. Es wird erwartet, dass entsprechende Tiermodelle mit einem hohen Schweregrad reduziert werden können.
Gewebeschnittkulturen von Schlachttieren als in vitro Alternative zur Untersuchung von spongiformen Enzephalopathien bei Wiederkäuern (116/09) Dr. Anna Oevermann und Dr. Torsten Seuberlich, Universität Bern. Bis heute können Untersuchungen über die Ursachen von spongiformen Enzephalopatien (z.B. Prionen) oder Listeriosen (Listerien) bei Wiederkäuern nur an infizierten Tieren durchgeführt werden. Im Projekt werden aus dem Hirn von geschlachteten Wiederkäuern (Kälber, Schafe) Gewebeschnitte aus verschiedenen Hirnregionen hergestellt und in vitro kultiviert. Falls in den Hirnschnitten Strukturen und Funktionen erhalten werden können, die in vivo ähnlich sind, wird es möglich sein, die Ursachen (Mechanismen) dieser Erkrankungen besser abzuklären und infektiöses Material für die Untersuchungen ohne lebende Tiere zu gewinnen.
Embryonale Stammzellen als in vitro Modell der Gewebsinflammation gegenüber Implantatmaterialien (INFPLANT) (117/09) Prof. Dr. Maria Wartenberg, Friedrich-Schiller-Universität Jena, und Prof. Dr. Heinrich Sauer, Justus-Liebig-Universität Giessen, Deutschland. Bei künstlichen Implantaten (Zahnimplantate, Gefässe, Herzklappen) ist es wichtig, dass sie nicht durch das Immunsystem abgestossen werden. Dies wird gegenwärtig noch in Tierversuchen abgeklärt. Um solche Untersuchungen zu ersetzen, soll aus embryonalen Stammzellen der Maus ein immun-kompetentes Zellkultursystem entwickelt werden. Anders als bei bestehenden, einfachen in vitro Verfahren wird erwartet, dass entzündliche Reaktionen und die Gefässbildung erkannt werden können.
Adjuvanticity of microbial-derived particles and synthetic analogs in vitro (92/04) Professor Elisabetta Padovan, PhD, Instituto Gulbenkian de Ciência, Oeiras, Portugal. Gewisse Adjuvantien, welche das Immunsystem stimulieren, können auch toxische Nebenwirkungen auslösen. Um die Prüfung dieser unerwünschten Nebenwirkungen im Tierversuch zu reduzieren, wurde ein dreistufiges Zellkultursystem mit humanen Blutzellen (Monozyten, dendritische Zellen und T-Zellen) entwickelt. Damit können mögliche unerwünschte toxische sowie erwünschte, das Immunsystem stimulierende Eigenschaften erkannt werden. Infolgedessen kann die Belastung von Tieren durch die Prüfung in vivo weitgehend vermieden werden.
Schmerzerkennung bei Tieren mit Hilfe der veränderten Gen-Expression (96/05) Dr. sc. nat. Paolo Cinelli, Universität Zürich. Ziel des Projektes war es, mit Hilfe der veränderten Gen-Expression Schmerz bei den Tieren (Nagern) zu erkennen. Damit wäre die Grundlage gelegt worden, um neue Schmerzerkennungsmethoden zu entwickeln. Zweihundert Gene wurden mit Hilfe der „Microarray Technologie“ untersucht, 27 Gene mit Hilfe der sensitiveren Methode RT-PCR (Real Time Polymerase Chain Reaction). Es wurden indessen keine signifikanten Unterschiede gefunden zwischen der Gen-Expression in ausgewählten Hirnregionen von Tieren nach einer Operation im Vergleich zu vorher.
Establishment of a murine syngeneic co-culture system of intestinal epithelial cells with intraepithelial T-lymphocyte subsets (98/05) Prof. Dr. Christopf Müller, Universität Bern. Im Projekt wurde ein Kokulturen-System zwischen menschlichen Zellen und Mäusezellen entwickelt. Damit ist es möglich, die Interaktion zwischen Epithelzellen des Darmes und den intraepithelialen Lymphozyten (sie unterscheiden sich von den übrigen T-Lymphozyten) zu untersuchen. Die Erkenntnisse können direkt für klinische Anwendungen beim Menschen genutzt werden. Dadurch wird die Anzahl der Tiere für mechanistische zukünftige Untersuchungen stark reduziert.
Kontrollierte Blutperfusion von isolierten Rattenherzen: Ersatz der reziproken Herztransplantation an Ratten (102/06) Dr. Anna Bogdanova, Universität Zürich. In diesem Projekt wurde erfolgreich ein ex-vivo Modell eines Rattenherzens entwickelt, welches mit autologem Blut (vom selben Tier) perfundiert werden kann. Mit dieser Methode wird es möglich, ex vivo Untersuchungen durchzuführen, welche bis anhin in belastenden Versuchen am Tier (heterotopische Herztransplantation) geschahen.
Entwicklung eines Zellkultursystems zur Gewinnung und Untersuchung von hämotrophen Mycoplasmen (104/06) Prof. Dr. med. vet. Regina Hofmann-Lehmann, Universität Zürich. Das Ziel dieser Studie war es, die ethisch fragwürdige Vermehrung von Hämoplasmen in Wirtstieren (z.B. Schweinen) durch ein in vitro Kultursystems für M. suis abzulösen. Mit einem mycoplasma-spezifischen Medium, supplementiert mit fötalem Kälberserum, porcinem Embryonalextrakt und Transferrin gelang es, das M. suis Wachstum kontinuierlich zu erhalten. Somit können Untersuchungen über die Eigenschaften von M.suis. ohne eine vorhergehende Vermehrung in Wirtstieren durchgeführt werden.
Standardisierung und Vorvalidierung von “MucilAir: Ein neues in vitro Zell-Modell aus Epithelzellen der menschlichen Lunge zur Prüfung von Chemikalien auf ihre chronische und akute Lungentoxizität (106/07) Dr. Song Huang, Epithelix Sàrl, Plan-les-Ouates. Das Kultursystem MucilAir, welches aus einem humanen Lungenepithel mit Flimmerepithel besteht, wurde erfolgreich geprüft: Die Protokolle konnten weiter standardisiert werden und von 9 Referenzsubstanzen (aus dem EU AcuteTox Projekt) wurde je eine Dosis-Effekt Beziehung erstellt. Die kultivierten Zellen zeigten einen stabilen Phänotyp und behielten ihre organspezifischen Eigenschaften.
Die 3R-Info-Bulletins sind im Internet publiziert (www.forschung3r.ch/de/publications/index.html).
Detection of Pain in Laboratory Animals via Gene Expression? (Nr. 39, Februar 2009). Dr. sc. nat. Paolo Cinelli, Universität Zürich, versuchte in diesem Projekt mit Hilfe der veränderten Gen-Expression Schmerz bei den Tieren (Nagern) zu erkennen. Damit wäre die Grundlage gelegt worden, um neue Schmerzerkennungsmethoden zu entwickeln. Zweihundert Gene wurden mit Hilfe der „Microarray Technologie“ untersucht, 27 Gene mit Hilfe der sensitiveren Methode RT-PCR (Real Time Polymerase Chain Reaction). Es wurden indessen keine signifikanten Unterschiede gefunden zwischen der Genexpression in ausgewählten Hirnregionen von Tieren nach einer Operation im Vergleich zu vorher.
Refined ex-vivo rodent heart model reduces in vivo experimentation (Nr. 40, Juni 2009). Dr. Anna Bogdanova, Universität Zürich, und ihrer Arbeitsgruppe gelang es in diesem Projekt, ein ex-vivo Modell eines Rattenherzens zu entwickeln, welches mit autologem Blut (vom selben Tier) perfundiert werden kann. Mit dieser Methode wird es möglich ex vivo Untersuchungen durchzuführen, welche bis anhin in belastenden Versuchen am Tier (heterotopische Herztransplantation) geschahen.
A novel in-vitro cell model of the human airway epithelium (Nr. 41, Oktober 2009). Dr. Song Huang, Epithelix SA, untersuchte die optimalen Kulturbedingungen und definierte standardisierte Testverfahren (Expositionszeit, Versuchsdauer) für den Einsatz des in vitro Modells eines Lungenepithels (MucilAir), das die Firma aus primären humanen Zellen entwickelt hatte, die über mehrere Monate kultiviert werden können. Das Gewebe zeigt ähnliche strukturelle und funktionelle Eigenschaften wie in vivo und dient zur Abklärung der Toxizität von Stoffen und Partikeln, welche über die Atemluft aufgenommen werden können.
Die Stiftung stellte unter http://3R-training.tierversuch.ch für die persönliche fachliche Weiterbildung von Personen, welche Tierversuche durchführen oder leiten, auf dem Internet seit 2005 das Lernprogramm „3R Trainings-Kurs“ in Deutsch und Englisch zur Verfügung. Aus technischen und finanziellen Gründen und weil das Programm beim angepeilten Adressatenkreis nicht den erhofften Zuspruch fand, kann das Programm leider nicht weiter angeboten werden. Im vergangenen Jahr konnten 17 Bestätigungen über die erfolgreich bestandene „Online Prüfung“ ausgestellt werden. Die Möglichkeit, via Internet einen Test über das Wissen in den verschiedenen Themen abzulegen, nutzten in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 81 Personen.
Die Stiftung ist ein Gemeinschaftswerk der parlamentarischen Gruppe für Tierversuchsfragen (Öffentlichkeit), der Interpharma (Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz mit den heutigen Mitgliedern Actelion Ltd., Merck Serono International SA, Novartis Pharma AG, F. Hoffmann-La Roche AG und den assoziierten Mitgliedern Bayer (Schweiz) AG, Cilag AG und Vifor AG) und des Fonds für versuchstierfreie Forschung – heute Stiftung Animalfree Research (Tierschutz). Sie wurde am 18. August 1987 ins Handelsregister eingetragen.
Die Mittel für die Unterstützung der Forschung stammen im wesentlichen vom Bundesamt für Veterinärwesen und von der Interpharma.
Die Stiftung Forschung 3R bezweckt, die Forschung auf dem Gebiet der Alternativmethoden zu Tierversuchen durch Finanzierung von Forschungsprojekten zu fördern. Sie unterstützt vordringlich Projekte zur Erforschung neuer Methoden oder zur Weiterentwicklung bekannter Methoden (Validierung von Methoden), welche im Sinne der 3 R (Replace, Reduce, Refine / Vermeiden, Vermindern, Verbessern) gegenüber der heutigen Tierversuchspraxis praktisch anwendbare Verbesserungen versprechen.
Projekte aus einem weiten Problemkreis werden unterstützt, sofern sie Erfolg versprechende Ansätze zeigen, um Tierversuche zu ersetzen, zu einer Verminderung der Tiere in Tierversuchen und der Belastung der Tiere zu führen. Insofern kommen Projekte, die auf den 3R Grundsätzen basieren, aus einem weiten, bio-medizinisch multidisziplinären Umfeld in Frage.
Der Stiftungsrat setzt sich aus neun Mitgliedern zusammen, nämlich drei Vertreterinnen der parlamentarischen Gruppe für Tierversuchsfragen (1 Sitz vakant) sowie je zwei Vertretern des Tierschutzes, der Interpharma und des Bundesamtes für Veterinärwesen. Die heutigen Mitglieder sind:
Frau Ständerätin Christine Egerszegi-Obrist, Mellingen (Präsidentin)
Dr. sc. nat. ETH Peter Bossard, Stiftung Animalfree Research, Zürich (Vize-Präsident)
Frau Nationalrätin Chantal Galladé, Winterthur
PD Dr. med. vet. Franz P. Gruber, Doerenkamp-Zbinden Stiftung, Küsnacht
Prof. Dr. phil. II Paul Herrling, Forschungsleiter Novartis International, Basel
Frau Dr. med. vet. Ingrid Kohler, Bundesamt für Veterinärwesen, Bern-Liebefeld (ab 1. 6. 2010)
Frau Silvia Matile-Steiner, lic. iur. avocate, F. Hoffmann-La Roche AG, Basel
Frau Ursula Moser, lic. phil. Biologin, Bundesamt für Veterinärwesen, Bern-Liebefeld (bis 1. 6. 2010)
Dr. med. vet. Hans Wyss, Direktor Bundesamt für Veterinärwesen, Bern-Liebefeld
Prof. Dr. sc. nat. ETH Peter Maier, Universität Zürich (Vorsitz)
Frau Dr. sc. nat. ETH Franziska Boess, F. Hoffmann-La Roche AG, Basel
Prof. Dr. sc. nat. ETH Kurt Bürki, Institut für Labortierkunde, Universität Zürich
Prof. Dr. med. Clemens A. Dahinden, Institut für Immunologie und Allergologie Inselspital, Bern
Frau Prof. Dr. phil. nat. Marianne Geiser Kamber, Anatomisches Institut, Universität Bern
Prof. Dr. phil. nat. Andrew Hemphill, Institut für Parasitologie, Universität Bern
Frau Dr. med. vet. Ingrid Kohler, Bundesamt für Veterinärwesen, Bern-Liebefeld (ab 1. 6. 2010)
Dr. phil. nat. Kurt Lingenhöhl, Novartis Pharma AG, Basel
Prof. Dr. med. vet. Thomas Lutz, Institut für Veterinärphysiologie, Universität Zürich
Frau Ursula Moser, lic. phil. Biologin, Bundesamt für Veterinärwesen, Bern-Liebefeld (bis 1. 6. 2010)
Dr. med. vet. und Dr. sc. nat. ETH Martin Reist, VPH Institut, Universität Bern (ab 9. 12. 2009)
Frau Dr. med. vet. und Dr. rer. nat. Stefanie Schindler, Stiftung Animalfree Research, Zürich
Prof. Dr. sc. nat. ETH Peter Maier, Universität Zürich
Ernst P. Diener, lic. iur. Rechtsanwalt, Münsingen
Die Wirtschaftsprüfer.ch AG, Thun
Eidgenössisches Departement des Innern
Herr Dr. Martin Reist, Dr. med. vet und Dr. sc. nat. ETH, Gruppenleiter im Veterinary Public Health Institut an der Universität Bern, wurde für den Rest der Amtsdauer 2007/2010 neu in den Expertenausschuss gewählt.
Der Stiftungsrat trat im 23. Geschäftsjahr dreimal, zu je einer halbtägigen Sitzung im Mai, August und Dezember, zusammen. Dabei wurden neben den statutarischen Geschäften zum Jahresabschluss 2008 die folgenden Sachgeschäfte behandelt.
An 11 laufende Projekte wurden die Forschungsbeiträge für das Jahr 2009 zugesichert. Dazu wurden 3 neue Projekte genehmigt. Weitere 18 Beitragsgesuche wurden abgelehnt. Der Stiftungsrat nahm weiter von der Schlussevaluation des Expertenausschusses betreffend 6 Projekte Kenntnis, die im Vorjahr abgeschlossen worden waren. Mit der Prüfung der strategischen Ausrichtung der Stiftungsaktivität befasste sich eine interne Arbeitsgruppe. Erfolgreich abgeschlossene 3R-Projekte sollen durch die Stiftung intensiver nachbegleitet werden, um neuen Methoden in der Praxis zum Durchbruch zu verhelfen. In diesem Sinne sollen auch bereits entwickelte neue 3R-Methoden zur Verifizierung besser gefördert werden. Dazu strebt die Stiftung eine Vernetzung mit weiteren Institutionen und Organisationen an, um bei der Verbreitung des 3R-Gedankens weitere Fortschritte zu erzielen.
Im Mai befasste sich der Stiftungsrat primär mit dem Jahresabschluss 2008 und der Genehmigung von neuen Projekten sowie von Projektabschlüssen. Die Frage, ob das Internet Lernprogramm erneuert und weitergeführt werden sollte, blieb wegen Ungewissheit über den Nutzen und den Bedarf in der Schwebe. Aufgrund des Berichts der internen Arbeitsgruppe über die strategische Ausrichtung der Stiftung beschloss der Stiftungsrat, eine Sitzung speziell diesem Thema zu widmen.
An der Sitzung im August konzentrierte sich der Stiftungsrat auf Fragen zur künftigen Ausrichtung der Tätigkeit der Stiftung. Die Stiftung möchte in Zukunft neben ihrer Kernaufgabe, der Ausrichtung von Forschungsbeiträgen, eine aktivere Rolle als nationale Plattform zur Verbreitung des 3R-Gedankens in der Schweizer Forschergemeinde wahrnehmen. Es wurde beschlossen, die Mitglieder des Expertenausschusses zu einer Aussprache an die nächste Stiftungsratssitzung einzuladen.
An der Dezember-Sitzung bildete neben der Genehmigung von neuen Projekten die Aussprache mit den Mitgliedern des Expertenausschusses den Schwerpunkt. Ein gemeinsames Nachtessen beschloss die Sitzung. Im Übrigen liess der Stiftungsrat die Frage offen, ob es eine Neuauflage des Internet Lernprogrammes gibt, bis klar ist, wie der Bedarf auf Seiten der potentiellen Benutzer sei.
Die Geschäftsführung zu Handen des Stiftungsrats obliegt dem Sekretär der Stiftung. Er besorgt sämtliche Angelegenheiten der Stiftung, die nicht einer andern Stelle übertragen sind. Insbesondere bereitet er die Unterlagen für die Beschlüsse des Stiftungsrats und die Korrespondenz mit Gesuchstellern und Projektleitern vor. Er sorgt für den Zahlungsverkehr, die Finanzbuchhaltung, den Rechnungsabschluss und das Budget. Weiter redigiert er den Jahresbericht und Texte für die Internet-site. In diesem Jahr galt zudem ein wesentliches Engagement der Arbeit in der internen Arbeitsgruppe, welche sich mit der künftigen Ausrichtung der Stiftungstätigkeit befasst.
Der Expertenausschuss hat sich im Verlaufe des Jahres unter dem Vorsitz des wissenschaftlichen Beraters an zwei Sitzungen vor allem mit der Prüfung von 21 neuen Beitragsgesuchen und der Nachevaluation von 6 abgeschlossenen Projekten befasst. An dieser Stelle sei diese anspruchsvolle, unentgeltliche Arbeit der Experten bestens verdankt.
Der wissenschaftliche Berater war für die Herausgabe der 3R-Info-Bulletins (als Faltblatt und auf der Internet-site www.forschung3r.ch), für die Redaktion der wissenschaftlichen Kurzberichte in englischer Sprache zur Präsentation der unterstützten Projekte im Internet sowie für deren inhaltliche Aktualisierung verantwortlich. Als Mitorganisator des EU-Projektes START-UP beteiligte er sich an den Vorbereitungen und der Durchführung der drei Experten-Meetings sowie an den Protokollen, welche im Jahre 2010 zum Abschlussbericht führen werden. Im Übrigen erforderten wie üblich die Beratungen von Gesuchstellern und Projektleitern, das Einholen der Zwischenberichte, die Evaluation von Projektskizzen sowie die Bearbeitung von Anfragen und Erläuterungen von Absagen einen erheblichen Einsatz. Schliesslich vertrat er die Stiftung an mehreren Fachtagungen im In- und Ausland, namentlich als Member of Board in der European Consensus Platform for 3R Alternatives to Animal Experimentation (www.ecopa.eu) in Brüssel und als Mitglied der Mirror Group der EPAA Initiative (ec.europa.eu/enterprise/epaa/index_en.htm) in Brüssel.
Die Grafik zeigt, dass sich die Schwankungen der Projektgenehmigungen von Jahr zu Jahr in einem engen Rahmen bewegen. Im langjährigen Durchschnitt beträgt die Akzeptanzrate der Gesuche rund 30 %. Diese Zahl hängt mit den beschränkten finanziellen Mitteln zusammen und ist Ausdruck der sorgfältigen Gesuchsprüfung im Hinblick auf ein Projektziel im Bereich der 3R. So kommt es, dass oftmals wissenschaftlich hochinteressante und einwandfrei strukturierte Projekte nicht genehmigt werden können, weil der 3R-Aspekt zu wenig Gewicht hat. Über die Jahre gesehen, ergeben sich rund 5 genehmigte Projekte pro Jahr.
In diesem Jahr wurden 6 Projekte abgeschlossen (92/04, 96/05, 98/05, 102/06, 104/06, 106/07). Zusammen mit den bereits in den Vorjahren abgeschlossenen Projekten sind damit 97 von 117 Projekten abgeschlossen.
117/09 | Prof. Dr. Maria Wartenberg AG Molekulare Kardiologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena Embryonale Stammzellen als in vitro Modell der Gewebsinflammation gegenüber Implantatmaterialien (INFPLANT) |
116/09 | Dr. Anna Oevermann Neurocenter, DCR-VPH, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern Gewebeschnittkulturen von Schlachttieren als in vitro Alternative zur Untersuchung von spongiformen Enzephalopathien bei Wiederkäuern |
115/09 | Dr. Olivier Preynat-Seauve Département de pathologie et d’immunologie, Université de Genève Entwicklung eines in vitro Tumor-Modells mit menschlichen Zellen als Ersatz zu Tierversuchen |
Ein vollständiges Verzeichnis mit einem Kurzbeschrieb der einzelnen Projekte (abstract) ist auf der Internet site abrufbar (www.forschung3r.ch/de/projects/index.html).
Die jährlich auf den neuesten Stand gebrachten wissenschaftlichen Kurzberichte in englischer Sprache über die Projekte dokumentieren erfreuliche Fortschritte in beinahe allen Projekten. Für die an den Projekten beteiligten Personen bilden diese Berichte im Internet eine willkommene Plattform für die Präsentation ihrer Arbeit. Umgekehrt erlaubt es den Forschern weltweit, neue 3R-Methoden schnell aufzufinden.
Im Jahre 2009 wurden drei neue 3R-INFO-BULLETINS (ISSN 1421-6590) auf Englisch herausgegeben und an rund 1000 Interessenten zugestellt. Die Bulletins werden auch im Internet veröffentlicht (www.forschung3r.ch/de/publications/index.html).
Neueste 3R-INFO-BULLETINS:
Verzeichnis der übrigen 3R-INFO-BULLETINS
Der Forschungsaufwand belief sich im Jahre 2009 auf Fr. 635 551.05. (Forschungsbeiträge an Projekte Fr. 634 308.20 und Kongressteilnahme Fr. 1 242.85). Der Forschungsaufwand für die laufenden Projekte liegt um rund Fr. 11 000.00 über dem Budget (Fr. 623 351.40). Anderseits wurden die für Kongressteilnahmen budgetierten Fr. 10 000.00 bei weitem nicht beansprucht, so dass der gesamte Forschungsaufwand das Budget im Ergebnis nur um Fr. 2 000.00 übersteigt.
Der betriebliche Aufwand belief sich im Jahre 2009 auf Fr. 242 531 85 (Projektbegleitung und Information Fr. 128 538.20, Verwaltungsaufwand inkl. Büroinfrastruktur Fr. 113 993.65). Damit liegt er um Fr. 12 831.85 (5,5%) über dem Budget von Fr. 229 700.00. Hauptgrund dafür bildet eine nicht budgetierte Rechnung über Fr. 17 216.00 für zurückliegenden Unterhalt des 3R-Training Lernprogrammes. Der Verwaltungsaufwand liegt um rund Fr. 2 000.00 über dem Budget (Fr. 112 000.00).
Somit resultiert ein Gesamtaufwand von Fr. 878 082.90.
Auf der Einnahmenseite bildet das paritätische finanzielle Engagement von Bund und Interpharma die Grundlage für die Tätigkeit der Stiftung. Im Jahre 2009 stellten Bund und Interpharma der Stiftung je Fr. 389 000.00 zur Verfügung. Infolge des tiefen Zinsniveaus resultierte noch ein Kapitalertrag von Fr. 3 949.02. Im Übrigen trugen die 3R-Training Prüfungsgebühren Fr. 1 600.00 und die aufgelaufenen Beiträge für ungünstige Altersstruktur aus dem Sicherheitsfonds BVG Fr. 7 402.85 als ausserordentliche Einnahme zum Ergebnis bei.
Den Gesamteinnahmen von Fr. 790 951.87 steht der Gesamtaufwand von Fr. 878 082.90 gegenüber. Per Saldo ergibt sich ein Ausgabenüberschuss von Fr. 87 131.03. Der Posten nicht verbrauchte Beiträge vermindert sich dadurch von Fr. 559 250.82 am Ende 2008 auf Fr. 472 119.79 Ende 2009.
Ende 2009 betrug die Summe der vom Stiftungsrat mit der jeweiligen Projektgenehmigung grundsätzlich zugesicherten, aber noch nicht ausbezahlten Forschungsbeiträge Fr. 1 092 487.51. Diese künftige Verpflichtung ist durch das Zahlungsversprechen V der Interpharma gedeckt. Der Kredit bei Interpharma beträgt per 31. 12. 2009 Fr. 1 927 000.00.
Das Budget 2010 sieht für die Unterstützung laufender Projekte rund Fr. 685 770.00 und für die Genehmigung neuer Projekte maximal Fr. 500 000.00 vor.
Übersicht über die Beiträge 1987 - 2009Bis Ende 2009 wurden Projekte und andere Unterstützungen mit einem Gesamtbudget von Fr. 16 493 279.15 genehmigt. Die daran bisher ausgerichteten Beiträge erreichen Fr. 15 400 791.64. Bund und Interpharma stellten der Stiftung seit 1987 Fr. 18 446 000.00 zur Verfügung.
Erfolgsrechnung 2009 | Aufwand | Ertrag | |
---|---|---|---|
Einnahmen | |||
Beiträge Bund | 389 000.00 | ||
Beiträge Interpharma | 389 000.00 | ||
Beiträge an Stiftung | 778 000.00 | ||
Kapitalertrag | 3 949.02 | ||
Übriger Ertrag | 9 002.85 | ||
Gesamteinnahmen | 790 951.87 | ||
Ausgaben | |||
Forschungsbeiträge u. Unterstützung | 635 551.05 | ||
Projektbegleitung u. Information | 128 538.20 | ||
Verwaltungsaufwand | 113 993.65 | ||
Gesamtausgaben | 878 082.90 | ||
Ausgabenüberschuss | - 87 131.03 | ||
790 951.87 | |||
Bilanz per 31. Dezember 2009 | Aktiven | Passiven | |
Aktiven | |||
Flüssige Mittel | 551 067.89 | ||
Andere Forderungen | 2 675.95 | ||
Aktive Rechnungsabgrenzung | 2 318.00 | ||
Passiven | |||
Passive Rechnungsabgrenzung | 82 942.05 | ||
Nicht verbrauchte Beiträge | |||
Vortrag 1. 1. 2009 | 559 250.82 | ||
Ausgabenüberschuss | -87 131.03 | 472 119.79 | |
Stiftungskapital | 1 000.00 | ||
556 061.84 | 556 061.84 | ||
Eventualverbindlichkeiten | |||
Genehmigte, noch nicht ausbezahlte Forschungsbeiträge | Fr. 1 092 487.51. |
Münsingen, den 30. April 2010
STIFTUNG FORSCHUNG 3R
Die Präsidentin: sig. Christine Egerszegi
Der Sekretär: sig. E. Diener
Die Wirtschaftsprüfer.ch AG, Thun, prüfte die Jahresrechnung nach dem Standard für eingeschränkte Revision. Sie ist nicht auf Sachverhalte gestossen, aus denen zu schliessen wäre, dass die Jahresrechnung nicht Gesetz, Stiftungsurkunde und Reglement entsprechen würde.